Die Nationalratspräsidentin Barbara Prammer ist heute Nachmittag zu Hause im Kreise ihrer Familie im 61. Lebensjahr verstorben. Vor rund einem Jahr erkrankte Prammer schwer an Krebs. Trotz ihrer Krebserkrankung, die sie im September 2013 öffentlich machte, übte sie ihre Amtsgeschäfte bis Juli aus.
Für morgen Sonntag wurde im Parlament um 11 Uhr eine Pressekonferenz im Abgeordnetensprechzimmer mit dem zweiten Nationalratspräsident Karlheinz Kopf, Parlamentsdirektor Harald Dossi und Universitätsprofessor Christoph Zielinski angekündigt.
Geboren wurde Barbara Prammer am 11. Jänner 1954 in Ottnang am Hausruck/Oberösterreich, einer Bergarbeitergemeinde mit langer sozialdemokratischer Tradition. Dieses Umfeld und die politische Aktivität ihrer Familie trugen schon bald zur politischen Sozialisierung Prammers bei, ihr Engagement in der Jungen Generation der SPÖ begann in den 1970er Jahren. Die Grundwerte der Sozialdemokratie prägten seitdem ihr Tun in allen ausgeübten politischen Funktionen, was aber ihrer Objektivität als Nationalratspräsidentin keinesfalls entgegenstand. In ihrem ersten Buch, „Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden“, beschreibt Barbara Prammer die vielen Erfahrungen und Begegnungen, die sie politisch geprägt haben. Ihren Auftrag sah sie stets darin, einerseits zu einer sachlichen Zusammenarbeit zwischen Regierung und Parlament beizutragen, andererseits aber die Interessen des Nationalrats mit Nachdruck zu vertreten.
Barbara Prammer war zwischen 1991 bis 1997 Abgeordnete zum Landtag, Zweite Präsidentin des Landtags und Landesrätin in ihrem oberösterreichischen Heimatbundesland. Von 28.1.1997 bis 4.2.2000 war sie dann Mitglied der österreichischen Bundesregierung, zuständig für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz.
Am 29.10.1999 wurde die Verstorbene als Abgeordnete zum Österreichischen Nationalrat angelobt und zur stellvertretenden Klubobfrau der SPÖ-Fraktion gewählt. Von 16.6.2004 bis 30.10.2006 war Barbara Prammer Zweite Präsidentin und seit 30.10.2006 Präsidentin des Nationalrats.
Reaktionen aus der österreichischen Politik
Bundespräsident Heinz Fischer:
Die Nachricht, dass Nationalratspräsidentin Barbara Prammer wenige Monate nach ihrem 60. Geburtstag einer schweren Krankheit erlegen ist erfüllt uns alle mit tiefster Traurigkeit. Sie hat den Kampf gegen eine tückische Krankheit mit unglaublicher Tapferkeit und großem Lebenswillen geführt, aber dieser Kampf war nicht zu gewinnen. Barbara Prammer war eine der großen Frauenpersönlichkeiten im öffentlichen Leben unseres Landes und auch über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt und geschätzt. Sie war eine engagierte und unbestrittene Präsidentin des österreichischen Nationalrats, eine führende Sozialdemokratin und eine absolut integre Politikerin, der ich mich auch persönlich sehr verbunden fühlte. Ihr nachhaltiges Eintreten für Demokratie, Parlamentarismus und soziale Gerechtigkeit kam aus tiefster Überzeugung und stand mit ihrem persönlichen Lebensweg in engem Zusammenhang.
Viele weitere Aktivitäten, Leistungen und Erfolge von Barbara Prammer werden noch zu würdigen sein.
Die Präsidentschaftskanzlei wird zum Zeichen der Trauer die Flagge auf Halbmast setzen.
ÖVP-Bundesparteiobmann Vizekanzler Michael Spindelegger:
Mit Barbara Prammer verliert die österreichische Politik eine starke Persönlichkeit, die sich menschlich wie politisch Respekt und Anerkennung erworben hat.
Andreas Khol, Bundesobmann des Österreichischen Seniorenbundes:
Barbara Prammer war eine mutige Frau, überzeugte Sozialdemokratin, initiative Frauenpolitikern und wirkkräftige Präsidentin des Nationalrates. Trotz ihrer schweren Krankheit führte sie ihr Amt weiter und gestaltete große Projekte bis in die letzten Wochen ihres Lebens: die neue Regelung für Untersuchungsausschüsse und der Umbau des Hauses am Ring waren ihre letzten Großprojekte, deren Planung sie erfolgreich abschließen konnte.
Grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig:
Barbara Prammer war Vorbild, Vordenkerin und Vorkämpferin zugleich. Mit ihr verliert Österreich eine große Kämpferin für die Rechte der Frauen, Geschichtsaufarbeitung in Österreich, die Rechte von Minderheiten und die Stärkung des Parlamentarismus. Die klaffende Lücke, die Barbara menschlich, politisch und gesellschaftlich hinterlässt, ist Beweis für ihr herausragendes Engagement und ihren unermüdlichen Einsatz.
Kanzleramtsminister Ostermayer:
Mit Barbara Prammer verliert Österreich eine vorbildliche Kämpferin für Demokratie, für Frauenangelegenheiten und für soziale Gerechtigkeit. Als Barbara Prammer vor knapp einem Jahr von ihrer Diagnose erfahren hat, hat sie mit den Worten: ‚Das ist kein Grund, aufzugeben.‘ reagiert. Diese Haltung: Nicht aufzugeben, wenn man an eine Sache glaubt, wenn man für etwas kämpft, hat das Leben Barbara Prammers geprägt und sie so ausgezeichnet.
Foto: Parlamentsdirektion / WILKE