Preisschlachten schädigen Klima, Bauern und Verarbeiter. In kaum einem anderen Land gibt es so viele Rabatt-Aktionen bei Lebensmitteln wie in Österreich. Die Folge dieser Angebote sind unterdurchschnittlich niedrige Haushaltsausgaben für Lebensmittel pro Kopf. Laut Eurostat weist Österreich mit nur 9,7 Prozent EU-weit die viertniedrigsten Ausgaben für Lebensmittel auf.
Der Internationale Lebensmittel-Nachhaltigkeits-Index reiht insgesamt 67 Länder aus der ganzen Welt gemäß ihrer Nachhaltigkeit des Lebensmittelsystems. Österreichs Landwirtschaft belegt demnach den ersten Platz.
Nimmt der Handel Klimaschutz ernst, muss er österreichischen Lebensmitteln mehr Wertschätzung beimessen. Es ist nicht zu erklären, dass Handelsketten Erdäpfeln aus Ägypten, Fleisch aus Südamerika oder Gemüse aus Fernost Vorrang geben und mit unfairen und unmoralischen Preisschlachten dann noch den Strukturwandel in der heimischen Landwirtschaft befeuern. Diese „Geiz ist geil“ Mentalität in der Preisgestaltung muss endlich durch den neuen ökosozialen Grundkonsens des 21. Jahrhunderts ersetzt werden. Alles andere entspricht nicht mehr den Wünschen der Gesellschaft. Einzelne Handelsketten haben den Ernst der Lage bereits erkannt und eingelenkt, andere bleiben bei ihrer Strategie: Egal woher, Hauptsache billig.
so der Österreichische Bauernbund und Landesrat Hans Seitinger fordert:
Hochqualitative nachhaltige Lebensmittel kann man nicht zu billigsten Preisen produzieren. Ich fordere daher ganz klar, dass in den Regalen der Handelsketten nur Lebensmittel angeboten werden, die nach den in Österreich geltenden Richtlinien erzeugt werden.
Die steirische Land- und Forstwirtschaft ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum und garantiert die Versorgungssicherheit auf höchstem Niveau. Daher verdient sie Wertschätzung und einen vernünftigen Anteil an der Wertschöpfung
Nachhaltigkeitskampagnen müssen Taten folgen
Nach zwei Dürrejahren sind viele landwirtschaftliche Betriebe auf eine rasche Verbesserung ihrer Einkommenssituation angewiesen. Auch Produktions- und Verarbeitungskosten steigen ständig. Das alles befeuere den Strukturwandel in der Landwirtschaft massiv. Viele Bauern müssen ihre Höfe für immer zusperren. Nur wenn Bauern, Verarbeiter und Handel gemeinsam dem Struktur- und Klimawandel entgegentreten, könne sich was ändern. Alleine würden österreichische Bauernfamilien diese Mammutaufgaben nicht stemmen können.
Kritik an den unlauteren Handelspraktiken
Regionalität ist einer der wichtigsten Trendfaktoren unserer Zeit. Es geht aber nicht an, dass der Lebensmittelhandel mit Nachhaltigkeit und Regionalität wirbt, aber durch einen unerbittlichen Preisdruck den heimischen Bauern den Hahn zudreht.
übt Seitinger Kritik an den unlauteren Handelspraktiken und fordert einen „Green Deal“ mit dem Handel. Die EU-Kommission will mit dem „Europäischen Green Deal“ Europa in den kommenden Jahren sauberer, nachhaltiger und grüner machen. Das bedeutet auch für die Landwirtschaft, dass neue Maßnahmen zum Schutz des Klimas eingeführt werden, wie etwa die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und insgesamt weniger CO2-Ausstoß. Investitionen und höhere Auflagen sind die Konsequenz. Diese Politik muss auch der Handel mittragen. Diese Zielsetzungen kosten den Bauern viel Geld.
Regionale Produkte sind gut fürs Klima, für die heimische Landwirtschaft, die Wirtschaft und besonders auch für die Konsumenten. Folgerichtig müssen wir die Regionalität forcieren und eine klare Herkunftskennzeichnung einfordern.
so Seitinger abschließend.