Der Styria Medien Konzern gab in einer Aussendung die Einstellung des WirtschaftsBlatts bekannt. Im nationalen Tageszeitungsmarkt soll der Fokus in der Wirtschaftsberichterstattung nun auf die „Presse“ gelegt werden. Im Zuge von mehreren Restrukturierungs- und Einsparungsetappen sei es in den letzten Jahren gelungen, die Verluste des WirtschaftsBlatts zu reduzieren und die Qualität der Zeitung aufrecht zu erhalten. Ein Ausblick auf die Marktlage zeigte aber, dass die Kosten des Betriebs auch künftig nicht vom Markt refinanzierbar sind. Daher wird das WirtschaftsBlatt eingestellt. Die letzte Ausgabe erscheint voraussichtlich am 2. September 2016.
Alle betroffenen Mitarbeiter wurden im Rahmen von Mitarbeiterversammlungen persönlich über die Lage informiert. Mit dem Betriebsrat wird ein Sozialplan verhandelt. Investments in die Marken „Presse“ und „Kleinen Zeitung“ sowie der weitere Ausbau der von ihnen gehaltenen Marktpositionen sind nun die vorrangigen Ziele des Styria Konzerns. Neben Stärkung und Ausbau des Kerngeschäfts wird der Fokus künftig besonders auf die digitale Erweiterung des Portfolios gelegt werden.
Diese Entscheidung, die wir sehr bedauern, ist leider unumgänglich. Es liegt in der Verantwortung des Vorstands, das Portfolio im Sinne der wirtschaftlichen und journalistischen Unabhängigkeit der gesamten Unternehmensgruppe zu managen. Künftig setzen wir in der Wirtschafts-berichterstattung auf unsere nationale Nummer Eins in diesem Bereich, unser Flaggschiff „Die Presse“
so Markus Mair, Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group.
Über das WirtschaftsBlatt
Die erste Ausgabe vom Wirtschaftsblatt mit der Business-Community als Zielgruppeerschien 1995. 2006 übernahm die österreichische Styria Medien AG das WirtschaftsBlatt zu 100%. Leser wurden von Montag bis Freitag mit Wirtschaftsinformationen aus Österreich und der Welt versorgt. Internationale Berichterstattung, Rechts- und Steuertipps, Kommentare und Meinungen anderer sowie neue „Bücher“ über Karriere und Immobilien wurden von der Zeitung angeboten. Redaktionellen Schwerpunkte setzte die Zeitung auf tagesaktuelle Ereignisse in den Top-Unternehmen Österreichs sowie in der Wirtschaftspolitik, Aktivitäten der Wirtschaftstreibenden in den neun Bundesländern, täglich mehrere Seiten über wirtschaftspolitische und unternehmerische Ereignisse in Ost- und Zentraleuropa sowie Anlagetipps, Finanzen & Börse mit Aktien-, Rohstoff- und Marktanalysen.
Medienminister bedauert die verkündete Einstellung
Medienminister Thomas Drozda bedauert die verkündete Einstellung des WirtschaftsBlattes. Das Wirtschaftsbranchenblatt versuchte sich in den letzten Jahren vor allem über den Schwerpunkt „Wirtschaftsraum Osteuropa“ in der heimischen Medienlandschaft zu etablieren.
Besonders schmerzt diese Entscheidung in Hinblick auf die Arbeitsplätze, die dadurch verloren gehen.
Umso wichtiger ist es, dass wir nun im Herbst mit der Presseförderung Neu zügig voran kommen. Es kann und wird dabei nicht um die Etablierung eines Instruments der Verlustabdeckung gehen, sondern vielmehr darum, Kriterien wie die Qualität von Journalismus und die Ausbildung zu fördern. Letztlich müssen wir Rahmenbedingungen schaffen innerhalb derer der journalistische Content in all seinen Ausgabeformen im Mittelpunkt steht
meinte Minister Drozda.
Ende der Wirtschaftszeitung laut ÖJC seit Jahren voraussehbar
Der Präsident des Österreichischen Journalisten Clubs (ÖJC), Fred Turnheim, bedauert ebenso das Ende des Wirtschaftsblatts. Schon seit einigen Jahren war voraussehbar, dass der Eigentümer Styria die Lust am Wirtschaftsblatt verloren hat und die ebenfalls zum Styria-Konzern gehörende „Presse“ weiter ausbauen will. Dies zeige deutlich die verfehlte Politik der Bundespresseförderung auf, die in ihrer derzeitigen Form keinen einzigen Arbeitsplatz sichern könne, sondern nur „nimmersatten Medienkonzernen Steuergelder in den Rachen wirft“, so der ÖJC-Präsident Turnheim. Laut Turnheim bekam das Wirtschaftsblatt für das Jahr 2015 im Rahmen der „besonderen Förderung zur Erhaltung der regionalen Vielfalt“ 544.226,30 Euro Steuergelder.